Das hilft gegen Schreibblockaden! 10 Tipps, um die Kreativität wieder in Gang zu bringen

Vor einigen Jahren gab es noch erhitzte Diskussionen in Schreibforen: Gibt es die berüchtigte Schreibblockade oder ist sie nur eine Erfindung der faulen und undisziplinierten Autor:innen?

Mittlerweile ist aber klar, dass kreative Prozesse bestimmten Mustern folgen und dass man beim Erschaffen von Kunst und Literatur in diesen Mustern auch mal stecken bleiben kann. Deshalb verrate ich heute zehn erprobten Tipps, die dir helfen, falls du in deiner Geschichte stecken bleibst.

Es hilft nicht alles allen zu aller Zeit.

Wichtig ist, mit sich selbst freundlich, liebevoll und entdeckungfreudig zu bleiben. Auch falls die Deadline naht.

1. Spazieren gehen

In dem von mir schon oft zitierten Buch „Der Weg des Künstlers“ von Julia Cameron ist eines ihrer Gebote, um die Kreativität fließen zu lassen, jeden Tag eine halbe Stunde spazieren zu gehen. Eigentlich soll man dabei nicht, wie ich das gerade tue, einen Blogbeitrag diktieren oder den Hund erziehen, sondern alleine gehen und sich nicht ablenken. Sondern wahrnehmen, was um uns herum und ihn uns geschieht.

Wenn du unter Druck stehst, ist diese Methode, die wirksamste. Deshalb steht sie an erster Stelle. Denn die Bewegung hilft dir, die Anspannung im Körper loszuwerden. Du atmest wieder tiefer. Du kommst aus der hohen Körperspannung raus und verlässt den Stressmodus. Zumindest ein bisschen. Mit jedem Schritt.

Die Gedanken können wieder leichter fließen. Alles kommt in Bewegung.

Spazieren gehen hilft gegen Schreibblockaden

2. Journaling

Wenn der Druck hoch ist, jetzt genau das Richtige zu schreiben, fällt es oft schwer, überhaupt irgendwas zu schreiben.

Dann hilft es, durch das Schreiben selbst wieder etwas Bewegung in den verstopften Prozess zu bringen. Nutze dafür ein Notizbuch. Das Papier sollte nicht besonders wertvoll sein. Ich schreibe am schnellsten mit einem Füller, aber du kannst auch einen billigen Kugelschreiber nehmen, wenn dir das hilft, auch dusselige Wörter zuzulassen.

Bei dieser Übung ist es gut, Zeitdruck zu haben. Das klingt erst einmal absurd, aber es hilft dir, die Sache nicht zu zerdenken. Stelle eine Eieruhr und dann schreibe dann für 5 Minuten alles auf, was dir durch den Kopf geht. Die einzige Regel: du darfst den Stift nicht absetzen. Du musst immer weiterschreiben. Denn du sollst mich über das grübeln, was du geschrieben hast und auf dem Ende des Kugelschreibers herumkauen. Du sollst einfach weiterschreiben.

Falls du nicht über deinen Prozess oder deine Geschichte schreiben willst, fang damit an, zu beschreiben, was du heute gefrühstückt hast und wie’s dir gerade geht.

Im Café funktioniert Journaling gegen Schreibblockaden besonders gut.
Wenn du an einem anderen Ort schreibst, kommen oft ganz neue Gedanken.

Diese Übung hilft, den Kopf einmal durch zu pusten und alle Sorgen auf das Papier zu bannen, um Platz zu haben für das, was sich aus dem Unterbewussten langsam hoch gräbt: die Lösung für dein Problem.

Ich habe diese Art des Schreibens trainiert. Denn es wird mit jedem Mal, bei dem du diese Technik anwendest, leichter. Ich schreibe jeden Morgen meine Morgenseiten“, wie Julia Cameron das Journaling am morgen nennt. Dadurch ist die Hürde, unperfekte Dinge aufzuschreiben und zu formulieren, praktisch vollkommen verschwunden. Wenn ich nicht weiterkomme oder ein Gedanke in meinem Kopf kreist, dann nehme ich das Buch mit den Morgenseiten und schreibe einfach auf, was mir durch den Kopf geht. Egal was.

3. Stricken oder häkeln

Handarbeiten aller Art, auch wenn sie immer mal wieder phasenweise als altmodisch und sexistisch verschrien sind, helfen dem Kopf, sich zu entspannen. In Skandinavien, England und Island gibt es mittlerweile viele Gruppen oder Clubs, die sich einer bestimmten Handarbeit widmen. Diese Gruppen bestehen zu großen Teilen auch aus Männern.

Nach den ersten Stunden, in denen man sich noch sehr auf die Handarbeit konzentrieren muss, weil man das Handwerk erst erlernt, kann der Kopf anfangen, sich zu entspannen. Die Finger folgen dem immer gleichen Rhythmus. Die Hände bewegen sich, die Augen schauen von rechts nach links. Das ist gut für das Gehirn.

Stricken und Häkeln hilft gegen Schreibblockaden

Manche kluge Schriftstellerinnen aus dem letzten Jahrhundert sollen ja ihr Stickzeug auch benutzt haben, um darunter die Zettel zu verstecken, auf denen sie ihre Geschichten geschrieben haben. Das ist sicher kein Zufall.

Viele Autorinnen schwören auch auf das Abwaschen oder die Gartenarbeit. Bei dem einen sind allerdings die Fingern nass, wodurch man schlecht Einfälle notieren kann. Bei dem anderen muss ich mich so konzentrieren und über Brennnessel ärgern, dass es mir nicht besonders zur Entspannung hilft. Aber hier muss natürlich jede selbst ausprobieren, was für sie funktioniert.

4. Die Methode wechseln

Wenn du immer am Computer sitzst, schreibe das nächste Kapitel mit der Hand. Wenn du dich beim Schreiben gerne auf dein Bauchgefühl verlässt, nimm ein paar Karteikarten zur Hand und plane die nächste Szene.

Mit Karteikarten planen kann auch helfen gegen Schreibblockaden

So bringst du dein kreatives System durcheinander, und ermöglichst deinem Kopf durch diese kleine Übung, für dich eine perfekte Lösung zu finden.

5. Mach es haptisch

Du kommst mit dem Plan, deiner Geschichte oder einer Szene nicht weiter? Dann nutze Playmo Figuren, Duplo-Steine, Klopapierrollen oder Halma Figuren und mach alles 3 D. Auch das hilft deinem Kopf, das Problem auf eine andere Weise zu sehen und spielerisch eine Lösung zu finden.

Figuren aufstellen kann gegen Schreibblockaden helfen
Figuren aufzustellen kann helfen, eine Szene oder ein Ensemble aus Figuren mit einem frischen Blick zu betrachten.

6. Mach noch einen Spaziergang

Diesmal gehst du aber wirklich alleine und lässt den Hund zu Hause, damit du dich ganz auf dich konzentrieren kannst.

Deine Schritte, dein Atem, deine Gedanken.

Spazieren gehen hilft gegen Schreibblockaden

Das geht natürlich auch auf dem Trampolin oder, wenn du Fitnessgeräte magst, auf einem Laufband oder Stepper.

7. Füttere dich mit Geschichten

Erlaube dir eine Auszeit und nähre dich mit Geschichten. Lese Comics oder Groschenromane. Schau einen Film oder eine halbe Staffel von Gilmore Girls.

Dies ist wahrscheinlich die einzige Methode, bei der die Gefahr besteht, dass du den richtigen Zeitpunkt verpasst, um damit aufzuhören.

Deshalb nutze ich diese Methode nur mit einem Zeitlimit. Ich stelle mir einen Timer für 2 Stunden oder lege die Uhrzeit fest, wann ich wieder ausschalte und mich mit etwas anderem beschäftige. Sonst verliert die Methode ihre Wirkung, weil ich zu tief in die Story der anderen Geschichte eintauche und es dann nur noch eine Ablenkung ist.

Aber in guten Dosen kann ein verregneter Sonntagnachmittag mit Netflix nicht nur für Entspannung sorgen, sondern auch für neue Ideen.

8. Zurück ans Reißbrett

Was war der Anfang deines Projektes? Die Stimmung, die Figur, der Ort? Was hat dich fasziniert? Hast du am Anfang einen Moodboard angelegt? Wenn nicht, dann ist jetzt der perfekte Zeit dafür.

Hier beschreibe ich, wie du dir einen Moodboard oder Visionboard ganz einfach anlegen kannst. Auch bei dieser Methode beschäftigst du deine Finger, vor allem, wenn du aus Papier etwas ausschneidest und Collagen klebst. Aber auch das Stöbern nach Bildern im Internet hilft, die Stimmung der Geschichte noch einmal für dich festzuhalten.

Im besten Fall kommt dann das Kribbeln zurück, das der Grund war, warum du die Geschichte überhaupt anfangen wolltest.

9. Mach dir eine Playlist

Wenn du nicht so ein visueller Mensch bist, kann dir auch eine Playlist helfen. Nimm dir einen Abend Zeit und such nach Liedern, die zu dem Thema und der Stimmung deines Projektes passen.

Soll es düster und beklemmt sein oder fröhlich und tänzerisch?

Schaffe dir einen Soundtrack.

Bei dieser Methode scheiden sich übrigens die Geister. Manche Menschen brauchen Stille beim Schreiben. Du kannst diese Methode aber auch nutzen, wenn du zu ihnen gehörst.

Gestalte dir dann ein kleines Ritual, bevor du mit dem Arbeiten an deinem Stoff weitermachst, und hör dabei deine Playlist, um dich in Stimmung zu bringen. Da reicht vielleicht auch ein zehnminütiger Spaziergang um den Block mit dem Kopfhörer auf den Ohren. Oder entspannt eine Tasse Tee oder Kaffee kochen und dabei das eine Lied hören, das dir den Zugang zu deiner Geschichte eröffnet.

Viele empfehlen auch, den Beginn des Schreibens mit einem Ritual zu versehen, um den Übergang vom Alltag zum Schreiben zu markieren. Sie zünden eine bestimmte Duftkerze an oder zelebrieren das Tee kochen mit einer besonderen Teekanne. Für mich hat das noch nie funktioniert. Ich brauche keinen Übergang vom Alltag zum Schreiben. Ich mag das nicht. Aber vielleicht hilft dir, deinen Arbeitsplatz zu gestalten und dich dann an diesen Platz zu setzen, an dem der Rest des Alltags keine Rolle spielt – zumindest für eine gewisse Zeit.

10. Sei nett zu dir

Wenn es klemmt, hilft es nicht, sich selbst zu beschimpfen oder zu ermahnen.

Nach meiner Erfahrung entsteht Kreativität am besten im Spiel und nicht unter Druck.

Ich kann auch unter Druck schreiben, wenn ich muss, und die Qualität ist dann nicht unbedingt schlechter. Aber es schadet mir, mich so auszupressen.

Schöner ist der Prozess, wenn es richtig sprudelt, und ich kaum so schnell schreiben kann, wie ich denke.

Füttere also dein inneres Künstlerkind, wie Julia Cameron es in ihrem Buch nennt, und mach etwas, was deiner Seele gut tut.

Gehe in der Mittagspause ins Museum, mache einen Spaziergang am Fluss, wo du weit gucken kannst, spring in eine Pfütze, bau eine Sandburg oder fahr ein bisschen mit den Rollschuhen durch den Ort! Sei nett zu dir und nimm dich zum Spielen mit auf den Spielplatz!

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