7 Mythen über Märchen – und was wirklich in ihnen steckt

Wer das Wort ‚Märchen‘ hört, denkt oft an Prinzessinnen, die gerettet werden wollen, sprechende Tiere, die beim Anziehen helfen und ein unrealistisches “sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage”. Doch Märchen sind viel mehr als Kinderkram, Kitsch und unrealistische Vorstellungen von Liebe und Partnerschaft.

Märchen sind uralte Geschichten, voll innerer Weisheit – tief, wild und heilsam.

In diesem Artikel räume ich mit 7 gängigen Mythen rund um Märchen auf und zeige dir, warum sie auch heute noch kraftvolle Begleiter für deine persönliche Entwicklung sein können.

Mythos 1: Märchen sind nur etwas für Kinder

Fakt: Märchen wurden ursprünglich für Erwachsene erzählt – am Feuer, in langen Winternächten, als Lebenswissen und Unterhaltung.
Sie berühren tiefe seelische Themen: Angst, Mut, Verlust und Veränderung. Kinder spüren das auch heute noch intuitiv – Erwachsene können es bewusst entschlüsseln, wenn sie sich auf die symbolische Sprache der Märchen einlassen und bereit sind, auch in ihrem Leben unter die Oberfläche zu schauen.

Mythos 2: Märchen sind veraltet und passen nicht mehr in unsere Zeit

Fakt: Gerade in unserer lauten, schnellen Welt erinnern Märchen uns daran, dass Veränderung oft leise beginnt. Dass der Weg nicht immer gerade ist. Und dass es Hoffnung gibt, selbst in dunklen Wäldern. Die Lösung ist nicht nur einen Knopfdruck entfernt, sondern sie braucht einen Weg. Dieser Weg führt oft durch einen dunklen Wald oder in eine Höhle. Also dahin, wo nicht alles sofort offensichtlich ist, aber auch Zeit hat, sich zu zeigen und sich zu entwickeln. Die Geschichten erzählen von den großen Themen der Menschheit, die auch heute noch aktuell sind und die Symbole sind zeitlos – wir müssen nur wieder lernen, sie zu verstehen.

Mythos 3: Märchen sind kitschig oder unrealistisch

Fakt: Märchen sprechen in Bildern – wie Träume. Märchen erzählen nicht von der äußeren Welt, sondern von der inneren. Der Drache steht für Angst, die weise Alte für Intuition, das Schloss für das eigene Potenzial, die Gaben, die wir mitbringen und die Schätze, die unser Wesen ausmachen. Märchen sind psychologische Landkarten. Sie zeigen, wie Menschen zusammen leben können, wie wir unsere Kinder zur Selbständigkeit und zu Mut erziehen und wie wir selbst in jedem Alter Veränderung und Aufbruch wagen können. Märchen sollten nicht wörtlich gelesen werden. Alle Symbole stehen immer für Aspekte in uns und haben nicht das Ziel, sexistische Rollenbilder zu verfestigen. Das zeigen auch die vielen Märchen, in denen der Mann von der Frau gerettet werden muss. Es geht immer um Balance und um Freiheit. Niemals um Unterdrückung und Unfreiheit.

Mythos 4: Märchen haben immer ein Happy End

Fakt: Nicht jedes Märchen endet “glücklich” – aber oft mit einer Wandlung. Die Figur hat gelernt, gelitten und etwas gewonnen. Das ist das wahre “Happy End”: innere Reifung. Ein Schritt auf dem Weg zu einer weisen Persönlichkeit, die weder gierig noch naiv ist. Wenn es am Ende eine Hochzeit gibt, dann zeigt das, wie glücklich ein Mensch sein kann, wenn Verstand und Gefühl nicht mehr gegeneinander arbeiten und wirklich innerer Frieden einkehrt. Dabei geht es in den wenigsten Märchen um Partnerschaft.

Mythos 5: Märchen sind sexistisch oder rückständig

Fakt: Viele Märchen wurden später zensiert oder weichgespült – aber in der ursprünglichen Erzähltradition gibt es mutige Frauen, weise Alte, männliche und weibliche Helden mit Herz. Die Frage ist, welche Märchen wir erzählen und welche Aspekte wir weglassen, um einem Zeitgeist zu entsprechen. Die Tiefe der Märchen liegt oft unter der Oberfläche. Besonders die Deutung, dass alle Menschen und Tiere Aspekte unserer Persönlichkeit zeigen, hilft gegen diesen Mythos. Aber auch in den großen Märchen wie Rapunzel rettet der Prinz erst die Prinzessin aus dem Turm, wird dann von der Hexe geblendet und muss von der Prinzessin und ihren Tränen erlöst werden, wenn sie sich in der Wüste endlich wiederfinden. Der Froschkönig wird erlöst, weil die Prinzessin sich gegen seine Annäherung wehrt und ihn an die Wand pfeffert. Wusstest du das?

Mythos 6: Wer Märchen mag, flieht vor der Realität

Fakt: Märchen sind keine Flucht – sie sind Spiegel. Sie helfen, das eigene Leben mit neuen Augen zu sehen. Wer zuhört, entdeckt oft sich selbst in den Figuren: die Starke, den Suchenden, das verletzliche Kind.

Mythos 7: Märchen sind reine Unterhaltung – ohne echten Nutzen

Fakt: Märchenarbeit kann transformierend sein – in der Therapie, im Coaching, in der Selbstreflexion. Geschichten öffnen Räume, wo der Verstand oft blockiert. Und manchmal braucht es nur ein Bild, um etwas in Bewegung zu bringen.

Fazit: Märchen sind Medizin für die Seele

Ich erzähle Märchen, weil ich daran glaube, dass Geschichten heilen können. Sie führen uns nach innen – und manchmal auch wieder zurück zu einem Teil von uns selbst, den wir uns nicht mehr erlauben und deshalb verschüttet haben.

In meinem MärchenPodcast kannst du dir bekannte und unbekannte Märchen anhören. Jeden Freitag veröffentliche ich ein neues Märchen.

Märchenpodcast

Wenn du Lust hast, ein Märchen mit neuen Ohren zu hören und tiefer einzutauchen in das, was zwischen den Zeilen liegt, dann schau gern auf meinem YouTube-Kanal vorbei. Dort teile ich Gedanken zu den Inhalten der Märchen und Fragen, die du für dein persönliches Journaling und Selbsterfahrung nutzen kannst.

Ich freue mich, wenn du mal reinhörst und schaust, ob Märchen auch dein Leben verändern können.

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