Die Textilkünstlerin Judith Koning hat 2012 das Projekt „365“ gestartet. Sie wollte ihr Auge für die Kreativität schulen und veröffentlichte jeden Tag 2-3 Fotos von ihrem Tag. Sie startete das Projekt, um sich darin zu üben, die Schönheit um sich herum bewusst wahrzunehmen.
Ich habe von diesem Projekt letzte Woche in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Patchwork (Juli 2024) gelesen. Ich kaufe selten Zeitschriften, aber dieses Cover hatte mich angesprochen. Ich wollte eine Collage machen, weil ich schon lange nichts mehr gemalt hatte und einfach irgendwo anfangen wollte. Schneiden, reißen und kleben ist dann immer ein guter Anfang, um wieder in den Fluss zu kommen. Aber beim Durchblättern der Zeitschrift bin ich über die Künstlerin und ihr Projekt gestolpert und habe darüber nachgedacht.
365 mal 2-3 Fotos zu knipsen, auszuwählen und dann zu posten ist ein anspruchsvolles Ziel. Das wollte ich mir nicht setzen. Aber ich wollte ausprobieren, ob es meine Wahrnehmung verändert, wenn ich Dinge im Alltag fotografiere und abends auswähle: Nicht das Foto, das am Schönsten ist und vielleicht auch andere anspricht (damit es ein „erfolgreicher“ Post ist). Sondern das Foto, das mir etwas bedeutet. Das mich erdet und inspiriert. Würde das klappen?
Am nächsten Tag habe ich ein paar Fotos von Dingen um mich herum gemacht und überlegt, welche ich davon veröffentlichen würde. Und damit war der Anfang gemacht. Ich denke, es ist ein gutes Projekt, um nach einer langen Pause anzufangen, wieder kreativ zu werden. Es ist nicht nur eine Achtsamkeitsübung sondern auch eine Collage. Eine Collage des Lebens um mich herum.