6 Wochen Achtsamkeit – im Sommer

Die Textilkünstlerin Judith Koning hat 2012 das Projekt „365“ gestartet. Sie wollte ihr Auge für die Kreativität schulen und veröffentlichte jeden Tag 2-3 Fotos von ihrem Tag. Sie startete das Projekt, um sich darin zu üben, die Schönheit um sich herum bewusst wahrzunehmen.

Ich habe von diesem Projekt letzte Woche in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Patchwork (Juli 2024) gelesen. Ich kaufe selten Zeitschriften, aber dieses Cover hatte mich angesprochen. Ich wollte eine Collage machen, weil ich schon lange nichts mehr gemalt hatte und einfach irgendwo anfangen wollte. Schneiden, reißen und kleben ist dann immer ein guter Anfang, um wieder in den Fluss zu kommen. Aber beim Durchblättern der Zeitschrift bin ich über die Künstlerin und ihr Projekt gestolpert und habe darüber nachgedacht.

365 mal 2-3 Fotos zu knipsen, auszuwählen und dann zu posten ist ein anspruchsvolles Ziel. Das wollte ich mir nicht setzen. Aber ich wollte ausprobieren, ob es meine Wahrnehmung verändert, wenn ich Dinge im Alltag fotografiere und abends auswähle: Nicht das Foto, das am Schönsten ist und vielleicht auch andere anspricht (damit es ein „erfolgreicher“ Post ist). Sondern das Foto, das mir etwas bedeutet. Das mich erdet und inspiriert. Würde das klappen?

Am nächsten Tag habe ich ein paar Fotos von Dingen um mich herum gemacht und überlegt, welche ich davon veröffentlichen würde. Und damit war der Anfang gemacht. Ich denke, es ist ein gutes Projekt, um nach einer langen Pause anzufangen, wieder kreativ zu werden. Es ist nicht nur eine Achtsamkeitsübung sondern auch eine Collage. Eine Collage des Lebens um mich herum.


Noch mehr Tupfen am Himmel.
Wenn sich der Himmel im Meer spiegelt.
Beobachten, wie jemand unbeirrt seinem Pfad folgt.
Wenn das Licht golden wird.
Spazieren gehen und klönen.
Wenn das Wasser zurück kommt.

Himmel und Meer sehen.
An der Küste sein.
Spuren.
Tupfen.
Am Bahnhof an einem Autozug vorbeigehen und Fernweh bekommen.
Zusehen wie die Äpfel im Garten dicker werden.
In einem anderen Wartezimmer sitzen und ein anderes Mailpostfach aufräumen.
Mit dem Hund die Libellen beobachten.
Auf einer Wiese sitzen.
Mich beschnuppern lassen und zurück schnuppern.
Himbeeren im Garten pflücken.
Einem Heißluftballon hinterherschauen.
Mit dem Hund einen Augenblick im Garten rumliegen.
Stehen bleiben und ein Muster bestaunen.
Einen Schmetterling im Kräuterbeet beobachten.
Spieleabend.
Eine Tasse Tee am Morgen.
Abends am Feuer sitzen.
Mit den Kindern spielen und laut lachen.
Ein Belegexemplar vom Baumhaus Verlag in der Post haben <3
Nicht kochen und mich auf Pizza freuen.
Alles mit der linken Hand machen. Sehr langsam.
Eine Idee für meine Geschichte haben und sie mit der linken Hand ins Buch kritzeln.
Wolkenschleier und blauer Himmel.
Operiert werden und nun etwas langsamer unterwegs sein.
Mit dem Hund im Garten rumsitzen und die Sonne genießen.
In Gesellschaft von Mensch und Pferd spazieren gehen.
Im Fahrstuhl ein Telefon sehen und an alte James Bond Filme denken.
An der Elbe spazieren gehen.
Abendhimmel im Feld.
Lavendel unter die Rosen pflanzen.
Nach dem Regen abends noch eine Stunde draußen in der Hängematte liegen und lesen.
Wie es den ganzen Tag im Kräuterbeet summt und surrt.
Mit der Kleinen in der Hängematte liegen und einen Filzkurs ansehen.
Ein Erdbeershake, der nach den Sommern meiner Kindheit schmeckt.
Veränderung üben: Vegane Gummibärchen kaufen, um zu testen, welche mir schmecken 😉
Basilikum umtopfen und am Leben erhalten.
Mohn am Wegesrand sehen und eine Samenkapsel in die Tasche stecken.
Im Wartezimmer sitzen und Emails löschen und Newsletter abbestellen.
Abends durch die Felder gehen und viel Himmel sehen.
Auf dem Rücken liegen und in die Wolken schauen.
Mit den Kindern am Deich spazieren gehen.
Stricken und dabei plötzlich die Lösung für ein Problem in meiner Geschichte finden.
Sonnenuntergang am Meer.
Draußen Morgenseiten schreiben und Tee trinken.
Abends Zeit für Journaling.
In die Wolken starren, bis ich Figuren sehe.
Eine Diestel zwischen den Steinen finden.

Im Regen stehen bleiben, um an einer Rose zu riechen.
Monster ins Skizzenbuch malen.
Nach dem Gewitter losgehen und trotzdem in einen Sommerregen geraten.
Morgens neben einem Huhn aufwachen.
Drachen in den Wolken sehen.
Mit einem Pferd spazieren gehen.
Draußen in der Sonne ein Regalbrett anmalen.
Eine Schnecke kreuzt meinen Weg.
Ein Spinnennetz.
Der Geruch von frischen Waffeln.
Dunkle Wolken sehen, die dann einfach vorüberziehen.
Mich an die Hagebuttenmarmelade von meiner Oma erinnern.
Barfuß über den Rasen laufen.
Morgens um 4 aufwachen und sehen, wie der neue Tag beginnt.
Das Geräusch, wenn der Wind durch Schilf pustet.
Die Farbe von den ersten reifen Holunderbeeren.
Das Geräusch, wenn Schafe Rasen abrupfen.
Draußen Morgenseiten schreiben.
Wolle durch die Finger gleiten lassen.
Wenn der Himmel abends gestreift ist.
Füße im Matsch und dann schwarze Fußabdrücke machen.
Im Klee liegen und der Rasen piekt die nackten Beine.
Wenn nach dem Regen der Himmel wieder blau wird.
Blaubeeren im Frühstück.

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