Wer mit Menschen zu tun hat, erzählt Geschichten. Das beginnt schon auf dem Spielplatz. Wer gut erzählen kann, bekommt Aufmerksamkeit. Im Freundeskreis, in der Familie und in beruflichen Zusammenhängen. Wenn du jemanden von deinem Produkt oder deiner Dienstleistung überzeugen möchtest, dann solltest du eine gute Geschichte erzählen.
Diese drei Techniken helfen dir bei deinem Storytelling:
1. Die Macht des Spannungsbogens: Wie du dein Publikum von Anfang an fesselst
Der erste Satz ist immer entscheidend. Viele Menschen entscheiden, ob sie ein Buch kaufen, indem sie den ersten Satz lesen. Er sollte in die Geschichte und das Thema hineinführen und die Stimmung erzeugen, die du für deine Geschichte haben möchtest. Dieser erste Gedanke, das Thema oder die Stimmung wird Hook genannt. Der Hook zieht dich in die Geschichte hinein.
Ich kenne auch Menschen, die den letzten Satz oder die letzte Seite eines Buches lesen, bevor sie die Kaufentscheidung treffen. Denn das Ende ist entscheidend. Darauf läuft die ganze Geschichte zu. Das Ende muss im Zusammenhang mit dem Anfang stehen. Anfang und Ende rahmen die Geschichte.
Wenn sich das Versprechen des Anfangs erfüllt, dann sind wir zufrieden. Der Ring, der am Anfang eingeführt wird, muss am Ende ins Feuer geworfen werden. Harry Potter besiegt am Ende Lord Voldemort, wie es im ersten Kapitel des ersten Bandes angedeutet wird.
Diesen Bogen kennen wir auch aus Märchen, aus den Geschichten, die mündlich weitererzählt und deshalb geschliffen sind. Wenn du deine Geschichte mündlich erzählst, merkst du, wenn die Menschen unzufrieden sind oder deinem Spannungsbogen nicht folgen können. Dann musst du daran feilen und die Geschichte noch runder machen.
Zu diesem Spannungsbogen gehört auch ein Höhepunkt: Der Punkt in der Geschichte, in der alles so aussieht, als würde es kein gutes Ende nehmen. Dort wird es richtig spannend, denn alles steht auf dem Spiel und im letzten Augenblick wendet sich das Blatt.
Wenn du es geschafft hast, deine Zuhörenden emotional zu berühren, dann werden sie um deine Hauptfigur bangen und mitfiebern.
Damit es richtig spannend wird, brauchen deine Hauptfiguren natürlich eine Herausforderung. Das kann eine Challenge, ein Problem oder gar ein Gegenspieler sein. Diese Herausforderung ist also innerlich oder äußerlich. Es muss etwas auf dem Spiel stehen und ein großer Stein mitten auf dem Weg liegen, an dem wir nicht so leicht vorbei kommen.
2. Zeigen, statt zu erzählen: Die Technik des „Show, don’t tell“
Wenn du schon einmal in einem Schreib-Workshop gewesen bist oder ein Buch über das Schreiben gelesen hast, dann kennst du diese Regel. „Show, don’t tell“ bedeutet, dass du nichts einfach behaupten sollst.
Es gibt allerdings Hunderte von Büchern, die genau das tun. Sie beginnen mit langen Beschreibungen und oft auch den Backstories der Figuren. Damit wollen die Autorinnen den Boden bereiten für die Geschichte, die sie erzählen wollen. Aber es würde uns emotional viel mehr packen, wenn wir den Weg der Hauptfigur mitgehen und sehen, wie sie Entscheidungen trifft. Wenn ich direkt zuschauen kann, wie jemand sich bewegt, redet und sich entscheidet, bin ich dichter dran.
Das gilt auch im Marketing. Da kannst du viel behaupten. Aber wirkungsvoller bist du, wenn du zeigen kannst, wie dein Produkt oder deine Dienstleistung das Leben von Menschen verändert.
Besonders anschaulich werden Schilderungen, wenn du Details benennst, mehrere Sinne einschließt und Orte so beschreibst, dass ich sie vor Augen habe. Dann spüre ich, wie meine Füße im Moos versinken, und höre, wie der Regen auf die Blätter tropft. Ich rieche den nassen Waldboden. Und all das, obwohl ich zu Hause mit einem Buch auf dem Sofa liege.
3. Die Kraft der Emotionen: Wie du tiefere Verbindungen zu deinem Publikum schaffst
Geschichten wirken am stärksten, wenn sie bei deinem Gegenüber eine Emotion erzeugen. Du kannst mit einer Geschichte Menschen trösten, du kannst sie beunruhigen und sie verunsichern. Du kannst Trauer oder Hoffnung auslösen.
Das wird im Marketing gemacht und auch für politische Propaganda ausgenutzt.
Wenn du eine Geschichte erzählst, die die Menschen berührt, dann stärkt das deine Glaubwürdigkeit. Dazu brauchst du Hauptfiguren, die eine starke Motivation haben und sich anstrengen, um die Hindernisse zu überwinden.
Wir hören gerne, wie jemand nach sieben Jahren endlich den Weg gefunden hat, mit einer besonderen Strategie erfolgreich zu werden. Wenn reiche Menschen noch reicher werden, weil sie Aktien von jeder großen Firma im Land haben, dann interessiert das keinen. Aber J.K. Rowling, die mit einem Baby im Café sitzt und schreibt, weil sie zu Hause die Heizkosten sparen muss, hat die Menschen sehr berührt. Dabei war sie nur im Café, weil ihre Tochter auf dem Weg dorthin verlässlich eingeschlafen ist und sie in Ruhe schreiben konnte. Sie hat zwar von Sozialhilfe gelebt, aber sie konnte immer ihre Heizkosten bezahlen. Die dramatischere Variante hält sich hartnäckig, obwohl Rowling die Fakten in Interviews richtig gestellt hat.
Alle, die sich schon einmal Sorgen um ihre Lebenskosten machen mussten, können das mitfühlen. Es geht also darum, Geschichten zu erzählen, die emotional berühren und von Charakteren zu erzählen, die mir etwas bedeuten. Ich muss Interesse daran haben, was mit den Menschen geschieht, über die du erzählst. Wenn sie mir egal sind, kannst du mich nicht berühren.
Geschichten können Meinungen machen, Produkte verkaufen, Stimmungen verändern und die Sicht auf die Welt verändern. Geschichten können das.
Nutze dieses Wissen und die Techniken des Storytellings verantwortungsvoll und erzähle deine Geschichte.