5 Gründe, warum Gutenachtgeschichten so wichtig sind

Jeder Kinderbuchverlag hat Gutenachtgeschichten. Sie werden von Eltern und Großeltern gekauft und gerne verschenkt.

Das hat einen Grund: Rituale am Abend helfen, die Ereignisse des Tages zu verarbeiten und gestalten den Übergang zwischen Tag und Nacht. Eines der wichtigsten Rituale am Abend ist die Gutenachtgeschichte.

Hier sind 5 Gründe, warum jedes Kind am Abend eine Gutenachtgeschichte hören sollte. Am besten live und in Farbe!

1. Das Vorlesen stärkt die Bindung zwischen Eltern und Kind

Wir wollen alle nur das Beste für unsere Kinder. Aber all das Erziehen und die guten Ratschläge brauchen eine Basis: die Bindung zwischen Eltern und Kind.

Diese Bindung kann durch ganz unterschiedliche Dinge gestärkt werden. Das Trösten bei Verletzungen, Zuhören, wenn das Kind etwas berichten will, ernst nehmen, wenn es Kummer oder Angst hat.

Das Vorlesen einer Geschichte erschafft eine besondere Nähe. Meistens möchten die Kinder auf dem Schoß oder ganz dicht neben uns sitzen. So können sie die Bilder des Buches sehen und sich anlehnen, wenn es zu spannend wird. Das erzeugt ein Gefühl von Geborgenheit.

Wiederholt sich diese Situation jeden Abend, stärkt es die Erfahrung des Kindes: am Abend wird alles gut. Was auch immer passiert ist. Abends sitzen wir auf dem Sofa oder im Kinderbett und lassen die Aufregungen des Tages los. Wir tauchen in eine Geschichte ein und wir sind zusammen.

Das stärkt nicht nur das Selbstbewusstsein des Kindes sondern auch die Beziehung zwischen Eltern und Kind. Das gilt natürlich auch für Omas und Opas oder andere Bezugspersonen.

Rituale wie das Vorlesen stärken das Selbstvertrauen und die Bindung.

2. Das Vorlesen fördert die Sprachentwicklung

Das Hören von Geschichten erweitert immer den Wortschatz des Kindes und verbessert das Sprachverständnis. Das gilt nicht nur für neue Wörter, die auftauchen: wie zum Beispiel der Name von Tieren oder Baufahrzeugen. Durch das wiederholte Vorlesen prägen sich dem Kind die Muster der Sätze ein. Kinder entwickeln ein Gefühl für die Melodie der Sprache. Meist können sie sehr schnell einzelne Sätze mitsprechen und nutzen sie auch am Tag.

Besonders sind dabei Geschichten, die sich reimen. Durch ihren Rhythmus unterstützen sie die Entwicklung des Gehirns. Wenn du mehr zu der Entwicklung der Sprache lesen möchtest, findest du hier einen Text, der die Entwicklung der Sprache anhand von Fingerspielen aufzeigt: Kita-Fachtexte.de.

Wie sich das Gehirn der Kinder entwickelt, wird in diesem Text im Kitahandbuch gut erklärt: Gehirnentwicklung im Kleinkindalter.

Dort heißt es: „Beispielsweise dauert die sensible Phase für den Spracherwerb bis zum 6. oder 7. Lebensjahr.“ Natürlich können die Kinder danach weiter lernen und eine weitere Sprache wird ja meist auch erst in der Schule erlernt. Aber bis zum 7. Lebensjahr passiert unheimlich viel in den Köpfen unserer Kinder.

3. Das Vorlesen fördert die kognitive und emotionale Entwicklung

Neben der Förderung der Sprachentwicklung regt das Vorlesen von Geschichten auch die Fantasie an. Kinder erfinden verschiedene Handlungsverlaufe und überlegen sich alternative Enden. Das wird ihnen später helfen, Probleme zu lösen. Sie fühlen sich auch in Nebencharaktere ein und überlegen, wie sie sich fühlen. Das fördert ihre Empathie. All das unterstützt die Entwicklung der Kreativität und die wird in der Zukunft eine entscheidende Fähigkeit sein, um die Probleme dieser Welt zu lösen. Das Zeitalter der Industrialisierung ist vorbei. Wir brauchen keine Arbeitsbienen mehr, sondern empathische, kluge Menschen, die gewohnt sind, Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.

Beim Zuhören trainiert das Kind auch seine Konzentration und seine Geduld. Auch wenn Kinder am Tag sonst eher unruhig sind, gelingt ihnen beim Zuhören oft eine ungewöhnliche Ruhe und Aufmerksamkeit. Sie trainieren ihr Gedächtnis, achten darauf, an welcher Stelle gestern aufgehört wurde und merken genau, wenn wir beim Vorlesen aus Versehen oder absichtlich einen Satz verdrehen oder auslassen. Das Kind erkennt die Zusammenhänge zwischen Ursache und Wirkung in den Geschichten und trainiert das logische Denken.

All das unterstützt die kognitive und emotionale Entwicklung des Kindes.

4. Ein beruhigendes Ritual für den Tagesabschluss

Bei all den Vorteilen nimmt die Gutenachtgeschichte beim Vorlesen noch eine besondere Rolle ein. Eine Gutenachtgeschichte signalisiert dem Kind, dass es Zeit ist, zur Ruhe zu kommen und den Tag hinter sich zu lassen. Das feste Ritual hilft, einen klaren Übergang von der aktiven Tageszeit zur Entspannung und schließlich zum Schlaf zu finden. Durch die Wiederholung wird das Einschlafen erleichtert und Stress vor dem Zubettgehen reduziert.

Dabei verbindet das Vorlesen die positiven Auswirkungen des Körperkontakts oder der Nähe zu einem vertrauten Erwachsenen mit den Vorteilen, die Geschichten mitbringen.

Gutenachtgeschichten gehen immer gut aus und helfen dem Kind, das Vertrauen in die Welt zu stärken. In der Nähe der Eltern wird die Erfahrung gemacht, dass auch nach den aufregendsten Tagen wie der Einschulung, dem Geburtstag oder einem Umzug eines immer sicher ist: am Abend ist alles gut.

Deshalb wünschen sich Kinder manche Geschichten auch hunderte oder tausende Male. Während uns Erwachsenen diese Geschichten zu den Ohren rauskommen und einige Seiten schon überwiegend mit Klebeband bedeckt sind, hören die Kinder die Geschichten mit der gleichen Aufmerksamkeit wie beim ersten Mal. Sie flüstern die magischen Worte ihrer Lieblingssätze oder sprechen gleich die ganze Geschichte mit. Sie müssen sich immer wieder versichern.

So bauen sie ihr Selbstbewusstsein auf und geben jedem Tag einen würdigen Abschluss: Zuversicht.

5. Geschichten vermitteln Werte und Lebenskonzepte

Gutenachtgeschichten enthalten oft moralische Botschaften oder einfache Lektionen, die das Kind auf spielerische Weise lernen kann. Sie bieten die Gelegenheit, über Freundschaft, Mut oder Trauer zu sprechen und diese Werte gemeinsam zu reflektieren. Durch das Erzählen solcher Geschichten wird das Kind auf wichtige soziale und emotionale Themen aufmerksam gemacht und bekommt eine Sprache dafür. Wenn Kinder dann diese Gefühle in anderen Zusammenhängen erleben, können sie sie mit den Erfahrungen abgleichen, die sie in der Geschichte gemacht haben.

Ganz richtig gehört: Die Unterscheidung von Geschichten und Realität entwickelt sich erst am Ende der Kindergartenzeit. Bis dahin ist alles magisch und eben gleichzeitig auch sehr real.

Ich habe hier schon geschrieben, warum es manchmal hilfreich sein kann, selbst ein Kinderbuch zu schreiben: manche Lebenskonzepte oder Themen werden in den Kinderbüchern der großen Verlage (noch) nicht umfassend abgedeckt. Wenn du möchtest, dass deine Kinder mit einer Geschichte einschlafen, in der das Kind von zwei Vätern ins Bett gebracht wird oder in einer Wohngemeinschaft wohnt, dann solltest du diese Geschichte selbst schreiben.

Du weißt nicht, wie das geht? Dann melde dich zu meinem Newsletter an. Dann bekommst du alle Infos, wenn ich einen Kurs zum Schreiben von Gutenachtgeschichten anbiete, bei dem keine Vorkenntnisse nötig sind.

Gutenachtgeschichten sind das Superfood für die Beziehung zu deinem Kind und für die Entwicklung von Gehirn und Mitgefühl. Verpasse die Gelegenheit nicht, dein Kind auf seinem Weg zu unterstützen. Zur Not geht es auch mal mit einer Geschichte aus der Dose, aber dann hast du nur die Hälfte abgeschöpft von dem, was eine vorgelesene Gutenachtgeschichte für dein Kind tun kann. Am besten wirken Gutenachtgeschichten live und in Farbe!

Hier findest du mehr zum Thema

Zeig deine Werte! Schreib ein Kinderbuch! – eine Anleitung in 9 Schritten

Wie kannst du deinem Kind Sicherheit geben und deine Werte zeigen? Ganz einfach: Schreib selbst ein Buch! Du kannst eine ganz alltägliche Situation nehmen, so wie das die Conni-Bücher tun: zum Zahnarzt gehen, eingeschult werden, Fußball spielen. Du erzählst die Situation und machst dann die Bilder dazu, die zu deiner Familie passen. So kannst du deine Kinder auch auf Veränderungen wie einen Umzug, die Renovierung des Hauses oder ein Geschwisterkind vorbereiten.

Weiterlesen »
error: Content is protected !!